#Sondersitzung: Frauenkampftag im Parlament

2/3 der unbezahlten Hausarbeit wird von Frauen geleistet. 2/3 der bezahlten Erwerbsarbeit dagegen von Männern. Männer verdienen insgesamt 64 % des gesamten Lohnaufkommens, Frauen 36 %. Würde die gesamte unbezahlte Hausarbeit in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen, wäre der Bereich der Care Economy (Pflege, Betreuung, Bildung, soziale Dienste) der größte wirtschaftliche Sektor – allerdings nur mit einem Bruchteil an bezahlter Arbeit.

Besonders in der Krise hat sich gezeigt, was es bedeutet, wenn öffentlich organisierte Care-Bereiche – etwa Schulen, Kindergärten, Pflege – pandemiebedingt ‚herunterfahren‘ müssen. Care-Arbeit wurde zurück in die Privathaushalte verlagert, überwiegend Frauen mussten für den Sozialstaat einspringen, mussten kürzer arbeiten, verloren Einkommen oder waren einem starken Druck und hohen Belastungen ausgesetzt.

Der Sozialstaat mit seinem Angebot an öffentlich erbrachten Care-Leistungen stellt sich damit als zentrales Instrument für Gleichstellungspolitik heraus. Wer beim Sozialstaat kürzt, kürzt bei den Frauen. Nimmt ihnen Jobs bzw. Möglichkeiten einem Jobs nachzugehen. Raubt Einkommen, Chancen, Unabhängigkeit und soziale Sicherheit.

Gemeinsam mit Meri Disoski, der grünen Frauensprecherin, am Frauenkampftag im Parlament

Eines muss allerdings auch klar sein: Wenn aktuell viel Geld für Ausbildung und Qualifikation in Pflege- und Sozialberufe ausgegeben wird, ist das ausgesprochen begrüßenswert. Wenn Arbeits- und Einkommensbedingungen im Sozialbereich aber nicht entsprechend verbessert werden, wird alle Ausbildung nichts nützen und es auch weiterhin eine hohe Personal-Fluktuation im Sozialbereich geben.

Faire Einkommen, gute Bedingungen, Schluss mit prekären Jobs – was über Jahre und Jahrzehnte verabsäumt wurde ist nicht von heute auf morgen aufzuholen, ist allerdings dringender Auftrag – an Bund, Länder, Gemeinden, Gewerkschaften, Betriebe und soziale Vereine.

Der Sozialstaat hat viele Schwächen – insbesondere auch im Bereich der sozialen Dienste, die vielfach noch zu ungenügend ausgebaut sind. Die Konsequenz muss daher sein, unseren Sozialstaat – insbesondere die soziale Infrastruktur – weiter auszubauen und zu stärken. Care-Arbeit so staatlich zu organisieren, dass sie nicht zulasten von Frauen, deren Einkommen, deren Chancen und deren Unabhängigkeit geht. Das ist eine der zentralen Erfahrungen aus der Corona-Krise. Das gilt insbesondere auch für die Zeit danach.

(Unerfüllte) Forderungen aus dem zweiten und ersten Frauenvolksbegehren, die insgesamt von über einer Million Menschen in Österreich unterschrieben wurden

P.S.: Und einen Buchtipp hätt‘ ich auch noch …