#Metaller-KV: Droht eine Lohn-Preis-Spirale?

Der Metaller-Abschluss ist da. Löhne und Gehälter in der Metallindustrie steigen 2022 um 3,55 % (KV-Löhne/Gehälter um 3 %). Ein sehr guter Abschluss zu dem man den Gewerkschaften nur gratulieren kann. Manchen offensichtlich zu gut. Denn schon ist von der Gefahr einer „Lohn-Preis-Spirale“ die Rede – höhere Löhne steigern Produktionskosten, was sich höheren Preisen niederschlägt, was wieder zu höheren Lohnforderungen führt usw. usf. Ist diese „Gefahr“ real? Ist der Abschluss zu hoch? Nein, würde ich meinen. Warum?

    • Der Metallerabschluss liegt deutlich über der den KV-Verhandlungen zugrunde liegende Inflationsrate der letzten 12 Monate von 1,9 %. Es wird bei Lohnverhandlungen immer die zurückliegende Inflationsrate herangezogen. Die Löhne steigen also „real“, über die Inflationsrate. Das führt zu einer höheren Kaufkraft.
    • Die Inflationsrate ist allerdings nur ein Teil der Lohnerhöhungen, um die gerungen wird. Zur Inflationsrate kommt der Anteil an der gestiegenen Produktivität. Und die Stundenproduktivität ist um 2,1 % gestiegen. Wenn die Gewerkschaften nun zusätzlich zu den 1,9 % Inflationsabgeltung auch noch einen Anteil von 1,65 % der Produktivitätssteigerung erhalten ist das nicht unverhältnismäßig sondern nur gerecht.
    • Ob eine Lohn-Preis-Spirale überhaupt in Gang gesetzt werden kann, hängt letztlich auch davon ab, um welche Art der Inflation es sich überhaupt handelt – ob also Preissteigerungen ihre Grund überhaupt in gestiegen Lohnkosten haben. Und das darf in der aktuellen Situation mehr als bezweifelt werden. Ein Gutteil der gestiegenen Preise ist auf höhere Energie- und Materialpreise zurückzuführen – und nicht auf eine besonders offensive Lohnpolitik der Gewerkschaften.
    • Zuletzt: Es darf nicht vergessen werden, dass in der Corona-Krise des letzten Jahres zwar die Einkommensverluste der Privathaushalte dank Kurzarbeit, erhöhtem Arbeitslosengeld, erhöhter Familienbeilhilfen etc. mit einem Minus von 1,9 % zwar in Grenzen gehalten werden konnten – es sie aber krisenbedingt gegeben hat. Wenn nun die Kollektivvertragsverhandlungen bei den Metaller*innen ein deutliches Plus ergeben haben, werden Einkommensverluste der Vergangenheit nicht nur teilweise wettgemacht, sondern auch der konjunkturelle Aufschwung noch gestärkt. Vor allem auch, wo der der Metaller-KV als „Leit-Kollektivvertrag“ gilt, an dem sich auch andere Branchen orientieren.

In diesem Sinne: Die Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale erscheint vor diesem Hintergrund eher unbegründet. Die Lohnerhöhungen führen nicht nur zu einer Stärkung der Kaufkraft sondern auch zu Mehreinnahmen für die öffentlichen Hand und Sozialversicherungen. Und damit für soziale Sicherheit, Schulen, Infrastruktur und mehr.

Und das ist ja nichts Böses, sondern kommt allen zugute.